Hier einer der allerersten Entwürfe zu Das geheime Vermächtnis des Pan.
Sean ist komplett im Buch rausgefallen (ich finde Ciaran noch immer besser) und zu der Zeit hieß Lee noch Eamon. Für das College hatte ich noch keinen Namen und das Westminster College diente mir mit seiner Homepage als Hintergrundinfo, obwohl das Gebäude viel zu modern für das Horton College ist.
Viel Spaß mit dem Outtake! (Ich bitte um Entschuldigung für all die Rechtschreibfehler. Ich schreibe nach der alten Regelung, die ich in den 80ern gelernt habe und die Autokorrektur macht den Rest - oder auch nicht).
„Wie findest du das?“ fragte Phyllis und trat in einem weißen Abendkleid aus der Kabine.
„Du siehst aus wie eine Braut“, erklärte ich ihr unumwunden.
Sie trat vor den Spiegel. „Oh Gott, du hast Recht.“
Schnell verschwand sie erneut in der Umkleidekabine.
Ruby trat aus einer anderen hervor. „Wie findet ihr das?“ Sie sah umwerfend aus. Absolut chic in einer engen, weißen Stiefelhose mit einem Silber glitzernden Top und einer schwarzen Lederjacke. Darunter schwarze kniehohe Lederstiefel mit Absatz.
Nicole stand der Mund weit offen. Meiner auch, merkte ich und klappte ihn schnell zu.
„Das sieht toll aus, Ruby“, sagte ich bewundernd. „Aber findest du das nicht ein bisschen zu flippig für einen Ball?“
Sie rollte mit den Augen. „Das ist doch nicht für den Ball. Das ist für einfach so.“
„Was ziehst du denn auf dem Ball an?“ fragte Nicole und ich bemerkte einen leichten neidischen Schimmer in ihren Augen.
„Ich habe vorhin hier dieses rosafarbene Kleid gefunden. Das ist perfekt.“
Ruby drehte sich vor dem Spiegel und begutachtete zufrieden ihre Beine in den Stiefeln.
„Hattest du das Kleid schon an?“ fragte ich und überlegte, ob mir solche Stiefel auch stehen würden.
„Nein. Aber ich weiß, dass es perfekt ist.“
Das war wieder typisch Ruby.
„Jetzt komm schon“, sagte Phyllis, die in ihren Jeans wieder aus der Kabine trat und alles mitverfolgt hatte. „Zieh es mal an und zeig dich. Es könnte zu lang in der Taille sein oder der Rock fällt nicht so, wie du dir das vorstellst.“
Ruby hörte mit ihren Drehungen auf und runzelte zweifelnd die Stirn. „Na schön.“ Sie verschwand in der Umkleide und Nicole, Phyllis und ich wechselten den Typisch-Ruby-Blick.
Als sie wieder hervortrat stockte uns allen der Atem. Auch mit nichtfrisierten Haaren und normalem Make-Up sah sie umwerfend aus. Neben ihr fühlte ich mich sowieso schon immer wie ein Nilpferd, aber egal was für ein Kleid ich auch tragen würde: So sähe ich nie aus.
Zumindest fasste ich mich vor Phyllis und Nicole. „Du hattest Recht, Ruby. Das ist perfekt. Du siehst aus wie eine Prinzessin.“
„Nein, du siehst besser aus“, meinte jetzt auch Nicole. „Prinzessin Anne war nie so schön.“
Wir kicherten.
„Kannst du mir was empfehlen?“ fragte Phyllis auf einmal.
Ruby glitt in ihrem Rosa-Mädchen-Traum zu einem Kleiderständer und nahm ein sonnengelbes von der Stange.
„Probier das hier mal. Ich glaube, die Farbe schmeichelt deinem Teint.“
Phyllis verschwand wieder hinter dem Vorhang.
Als sie heraustrat, sah sie wunderschön aus.
„Oh Phyllis, das ist es“, rief ich aufrichtig erfreut. Nicole nickte. „Wundervoll“, sagte sie zustimmend. Ruby lächelte überlegen.
„Zauberhaft“, sagte hinter uns eine fremde Stimme. Erschrocken wandten wir uns um.
Da stand ein junger Mann mit blonden Haaren und leuchtend blauen Augen. Er war etwas kleiner als ich aber unglaublich sexy. Lässig lehnte er mit einer Schulter an einer spiegelbehafteten Säule, ein Bein über das andere geschlagen.
Phyllis wurde rot, Nicoles Mund stand schon wieder offen und Ruby starrte ihn fasziniert an.
„Das sieht nach einem großen Ereignis aus und das Kleid steht dir“, sagte der Fremde und schenkte Phyllis ein smartes Lächeln.
Sie wurde noch roter.
„Suchst du was Bestimmtes?“ fragte ich ihn direkt.
Er wandte sich zu mir. „Nicht unbedingt. Ich wurde nur durch Gekicher und das leuchtende Gelb angelockt.“
„Wie ein Bienchen von einem Blümchen?“, hakte ich nach.
Phyllis Gesicht sah aus, wie eine reife Tomate.
Nicole sah mich entsetzt an, Ruby entrüstet. Ehe ich irgendetwas sagen konnte, trat sie dazwischen.
„Da du schon mal hier bist, kannst du uns auch helfen. Was könnte meine Freundin Nicole anziehen?“
Nicoles entsetztes Gesicht wandte sich zu Ruby. Aber der Fremde grinste nur – mir fielen ein paar süße Grübchen an seinen Mundwinkeln auf – und ging zum Kleiderständer.
Davor blieb er stehen und musterte Nicole von oben bis unten.
Ihre Gesichtsfarbe passte sich der von Phyllis‘ an. Dann zog er ein eisblaues Kleid hervor. Als er es hochhielt, dachte ich, es spiegelte die Farbe seiner Augen wieder.
Nicole nahm es mit zitternden Händen entgegen und verschwand in der Umkleidekabine. Ruby und Phyllis in den anderen beiden, um sich wieder ihre Jeans anzuziehen.
„Und du?“, fragte der Fremde mich und musterte mich, genau wie vorhin Nicole. „Hast du schon was gefunden?“
„Ich gehe nicht auf den Ball“, erklärte ich bestimmt.
„Warum nicht? Erzähl mir nicht, es habe dich niemand gefragt.“
Aber genauso war es. Mich hatte noch nie jemand gefragt, um auf den Ball zu gehen. Das versetzte mir zwar jedes Jahr einen kleinen Stich, aber andererseits hätte ich auch nicht zusagen können, denn ich hatte kein Geld für ein Kleid.
„Ich bin dieses Jahr nicht da“, sagte ich. Meine übliche Ausrede.
Er sah mir direkt in die Augen und dann lächelte er mich genauso charmant an, wie vorhin Phyllis.
„Diese Ausrede haben während meiner Schulzeit immer die Mauerblümchen gebraucht.“
Ich starrte ihn einen Moment lang an, dann gab ich seufzend zu. „Es hat mich keiner gefragt.“
Er musterte mich erneut und mir wurde warm.
„Du bist kein Mauerblümchen“, stellte er nach einer Minute fest. „Weshalb hat dich niemand gefragt.“
Die Frage war so persönlich und vor allem peinlich, dass ich meine Krallen ausfuhr. „Wer bist du überhaupt? Ich wüsste nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind.“
Er lächelte amüsiert, trat vor mich und streckte mir eine Hand hin. „Entschuldige, ich hätte mich wirklich vorstellen sollen. Ich bin Sean. Sean Evans.“
Aber ehe ich die Hand ergreifen konnte, drängelte sich Nicole dazwischen.
„Nicole Laverick. Sehr erfreut.“
Sieh an, Nicole fuhr die dicken Geschütze auf. Ich beruhigte mich etwas. Wenn Nicole der Meinung war, er sah okay aus, war er es mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit.
Sie hatte ein unnachahmliches Gespür für Menschen.
„Das sind Felicity, Phyllis und Ruby. Begleitest du jemanden zu dem Ball?“
„Welchem Ball?“ fragte Sean, nachdem er jeder von uns die Hand geschüttelt hatte.
„Halloween-Ball am Westminster College, in zwei Wochen Samstag“, erklärte Nicole.
„Oh, nein, ich bin auf dem Schulball vom ??? College. Wie schade. Ich hätte euch gerne in diesen Kleidern gesehen.“
Er sah einmal in die Runde und sein Blick blieb wieder bei Nicole hängen, die ihn anhimmelte.
„Ich könnte dir eine MMS senden“, schlug sie vor und Phyllis haute mir einen Ellbogen in die Rippen. Ich wußte weshalb. Wir hatten Nicole noch nie so flirten sehen. Nicht einmal mit Eamon, für den sie ganz offensichtlich schwärmte.
Sean ging auf ihr Spiel ein. Er lächelte sie verführerisch an, zückte dann aus seiner Jackentasche einen Kugelschreiber und riß das Preisschild inklusive Designerlabel von ihrem Kleides ab. Er schrieb seine Mobilfunknummer auf das Label und reichte es Nicole zurück. Das Preisschild hielt er fest.
„Äh, danke. Aber das brauche ich“, meinte Nicole zu dem Preisschild gewandt.
Er lächelte und zeigte ihr alle seine niedlichen Grübchen. „Ich erledige das für dich.“
Uns allen stand der Mund weit offen. Nicole wurde rot.
„Das geht nicht“, stammelte sie. „Das kann ich unmöglich annehmen.“
Sean legte seinen Kopf ein wenig schief. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er und Nicole hatten uns übrigen vergessen.
„Wie wäre es, wenn du mir dafür was anderes bietest? Ein anderer Ball in diesem Kleid, aber dann an meiner Seite.“
Donnerwetter, dachte ich unwillkürlich, der weiß, wie man Frauen becirct.
„Aber dann hatte ich das Kleid ja schon mal an“, meinte Nicole, aber jeder konnte ihr ansehen, wie geschmeichelt sie sich fühlte. Ich wäre es auch gewesen.
„Das macht nichts. Der Nikolausball im ??? College? Der findet in fünf Wochen statt. Am 6. Dezember. Aber vorher sehen wir uns noch einmal.“ Das war keine Frage. Das war eine Feststellung.
Nicole nickte zustimmend. Sie hielt das Etikett fest umklammert. Sean lächelte erfreut. „Ich warte auf deinen Anruf.“ Er nickte uns anderen noch einmal zu und ging. Phyllis und Ruby stürzten zu Nicole und kreischten aufgeregt. Ich warf Sean einen Blick nach und sah, daß er sich ebenfalls ein letztes Mal umgedreht hatte. Aber sein Blick galt nicht Nicole. Er lächelte mir zu.
Mir schwante nichts Gutes.